Tuishou in der Jurte – eine runde Sache!

Auch in diesem Winter hat ein Tuishou-Seminar im Jurtendorf stattgefunden. Das Wetter war so sonnig, dass man sich trotz der schneebedeckten Wiese dem Frühling doch um einiges näher fühlte als dem Winter – zumindest tagsüber war das so 😉

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Und so tönt es im Jurtendorf um sieben Uhr morgens:

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Dieses Mal habe ich es besonders stimmig empfunden, in einem so runden Raum wie der Jurte den ebenso runden Bewegungen der Taiji-Partnerübungen (Tuishou) achtsam und weich zu begegnen. Am Nachmittag wurde es dann sehr warm, so dass wir draussen im T-Shirt üben konnten. Da durften sich auch die Tuishou-Übungen vom festen Stand hin zu bewegten Schritten immer freier entfalten, ohne jedoch dass der sichere Boden unter den Füssen und die wache Präsenz in der Interaktion verloren gingen. Wirklich grossartig, was ich da alles an diesen beiden Tagen mit der Seminargruppe erleben und teilen durfte! Mir hat dieses gehaltvolle Tuishou-Wochenende in den Bergen sehr gut getan und ich freue mich jetzt schon auf’s nächste Mal!

Und wie ist es den Teilnehmenden ergangen? Ich habe sie danach gefragt, ihre Stimmen aufgenommen und hier ihre Rückmeldungen zusammengetragen:

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„Mir hat dieses Wochenende in Punkto „Eigenwahrnehmung“ ganz viel gebracht, denn bis anhin hatte ich immer das Gefühl, dass ich mich eigentlich ziemlich gut spüre. Doch nun durfte ich auch wahrnehmen, wo meine Schwierigkeiten sitzen. Die Blockaden, die sich bei mir bemerkbar machten, liessen mich erkennen, dass ich auf meinem Weg der Integration noch einiges vor mir habe! Auch ist für mich deutlich geworden, dass mir dabei das Taiji sehr gut tut, und mich noch feinfühliger mir selbst wie auch meinen Mitmenschen gegenüber werden lässt. In deinen Seminarstunden habe ich mich immer sehr wohl gefühlt. Obwohl wir in der Gruppe alle sehr unterschiedlich unterwegs sind, habe ich dich uns allen gegenüber als sehr achtsam wahrgenommen. Ich habe mich als Anfängerin in der Gruppe immer gleichwertig gefühlt. Ja, deine achtsame Art, so wie du mit deinen Mitmenschen umgehst, finde ich etwas ganz schönes. Ich denke, das dies vielleicht auch ein Stückweit auf das Taiji zurückzuführen ist, und diese Entwicklung hin zum Nicht-wertenden und Annehmenden erhoffe ich auch für mich vom Taiji. Vom Kursort her würde ich für das nächste Mal den Teilnehmenden, die im Winter ein Seminar hier besuchen, mitteilen, dass sie damit rechnen müssen, dass die Ofenwärme nicht für die ganze Nacht ausreicht und noch einmal aufgestanden und nachgefeuert werden muss. Mir war das nicht bewusst und so hatte ich eine nicht so angenehme Nacht frierend in meinem Bett verbracht. Auch habe ich mich hier leider nicht so willkommen gefühlt. Woran das lag, das kann ich nicht genau sagen. Möglicherweise schwingen da auch eigene Anteile mit. Von den Leuten, die hier im Jurtendorf leben, hätte ich mir etwas mehr Herzlichkeit und ein klein wenig mehr Teilnahme gewünscht.“

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„Für mich war dieses Wochenende eine wunderbare Auszeit – eine Entschleunigung vom Alltag. Hier durfte ich das Taiji kennenlernen, was mir auch die Augen für viele andere Bereiche öffnete. Nebst meinen vielen Blockaden durfte ich auch die wohltuende Qualität von einkehrender Ruhe und Langsamkeit erfahren. Sehr glücklich war ich mit unserer Seminargruppe – alles Menschen, die man sofort einfach lieb hat. Und auch dich als Seminarleiter habe ich sowohl fachlich wie auch menschlich einfach wunderbar und kompetent erlebt. In dir ruhend und nicht wertend wie du warst, hat man sich bei dir aufgenommen, gestützt und verstanden gefühlt – du hast es einfach sehr, sehr gut gemacht. Dieses Wochenende werde ich lange in Erinnerung bewahren und hoffe, dass ich einen Weg finden werde, wie ich das Taiji nachhaltig weiterverfolgen kann. Das Einzige, das ich von meiner Seite her leicht kritisch anmerken möchte – ganz ohne vorherige Absprache mit meiner Freundin – ist, dass ich mir von den Menschen, die hier leben ein bisschen mehr entgegenkommende Herzlichkeit gewünscht hätte. So war ich dann eben sehr vorsichtig und wusste nicht so recht, was man darf und was den Leuten schon zu nahe geht. In diesem Punkt war ich ein bisschen enttäuscht. Das war aber nicht so dramatisch, und hatte für mich auch nicht mehr so einen grossen Stellenwert, da ich mich in der Gruppe und bei dir wirklich sehr wohl fühlte. Herzlichen Dank.“
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„Auch ich habe mich hier sehr wohl gefühlt bei dir und in der Gruppe und habe so das Gefühl, dass so ein zeitloser Raum entstanden ist, in welchem paradoxerweise die Zeit doch wiederum viel zu schnell verstrichen ist. Du hast uns einen Raum zum Experimentieren angeboten, in welchem du gleichwohl sehr klar präsent warst. Du hast uns immer teilnehmen und mitteilen lassen und mit allem verbunden hast du dabei doch stets deine Linie gehabt. Das alles zusammen hat so ein Gefäss ergeben, das ich sehr geschätzt habe. Und immer wieder hast du das „Entspannen“ betont, das eigentlich alles aus dem Entspannen geboren wird … Bisher hatte ich das Gefühl, das das Entspannen für mich etwas ziemlich vertrautes sei. Umso mehr hat es mich überrascht, verunsichert und zugleich aber auch sehr fasziniert hier ganz neuen Facetten des Entspannens zum ersten Mal zu begegnen. Das war für mich eine sehr spannende und bewegte Reise durch vertraute, unvertraute und gar nicht vertraute Gefilde. Wie auf einer slow-motion Achterbahn habe ich mich da gefühlt. Und ich schätze das sehr, wenn ich Sachen begegne, von denen ich keine Ahnung habe, die mich zunächst einmal verunsichern, mich dann zum Orientieren anregen und mich dadurch bis anhin Unbekanntes entdecken lassen – das fand ich total spannend! An den Tuishou-Übungen wäre ich manchmal gerne doppelt so lang dran geblieben, einfach um noch mehr zu erfahren, was sich da alles in den Übungen und darüber hinaus entfalten und zeigen mochte. Das hat mich sehr fasziniert und mir das schöne Gefühl gegeben von „Ja, da möchte gerne dran bleiben!“ Denn ich habe mich wohl gefühlt mit der Art wie du das Seminar geleitet hast, das Nicht-wertende, Raumgebende, Klare, das einfach Einfache … das alles hat mich sehr angesprochen. Und auch der Ort hier gefällt mir gut. Ich habe mir noch überlegt, als vorhin das Thema „Herzlichkeit“ und „Sich Willkommen fühlen“ angesprochen wurde, dass es vielleicht etwas ausmachen würde, wenn es vor Beginn des Seminars noch eine kurze Einführung zum Jurtendorf und seinen Regeln von den hier lebenden Leuten geben würde. So war ich zunächst auch etwas verunsichert und habe dann zum Beispiel mal in der Küche nachgefragt, ob ich mir hier heisses Wasser machen dürfe – „Ja selbstverständlich!“, war dann die Antwort gewesen. Und da habe ich sie dann auch darauf aufmerksam gemacht, dass ich die Regeln hier ja gar nicht kenne und mich mit diesen zuerst noch etwas vertraut machen müsse. Ja, vielleicht würde da ein kurzer und freundlicher Erstkontakt alles Weitere erleichtern.“

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„Also ich war das letzte Mal vor einem Monat hier, und dann hatten wir eine schöne Einführung zu Beginn unseres Aufenthaltes hier im Jurtendorf bekommen. Da wurde uns alles Wichtige gezeigt und gesagt, was dieses Mal vielleicht ein bisschen zu kurz gekommen ist. Mir waren Ort und Leute bereits vertraut und daher wusste ich, dass ich mich bei Anliegen jederzeit an unsere Gastgeber wenden konnte. Mir war aber auch klar, dass es eher ein Nebeneinander werden würde, da wir ja als Seminargruppe doch die meiste Zeit miteinander verbringen würden. Also für mich war dieses Wochenende hier sehr stimmig, vielleicht auch deshalb, weil ich schon vom letzten Mal einen guten Bezug zum Ort und zu den Leuten hier hatte. Und ja, wir hatten auch wunderschönes Wetter und mal abgesehen davon, dass ich diesmal ein bisschen in meiner Matratze durchgehangen bin, habe ich auch gut geschlafen. Und für mich hoffe ich, dass ich jetzt Tuishou-technisch etwas besser für das Pushing Hands -Treffen in Hannover vorbereitet bin. Ich habe gemerkt, dass ich noch etwas mehr an den Übungen zur Stabilisierung meiner Mitte dran bleiben muss. Das aufwärts gerichtete Lösen der Schultern hat mir diesmal sehr viel gebracht, sowie auch das von der Körpermitte aus gerichtete Auflösen von Engstellen an den Handgelenken. Im Laufe der letzten Jahre bin ich mit deinen Unterrichtsinhalten ziemlich vertraut geworden und doch entdecke ich darin immer wieder einzelne neue Sachen, die mich dann immer wieder weiterbringen. Und von der Gruppe her fand ich es sehr angenehm. Sehr sympathisch fand ich auch, dass man zum Beispiel gleich von Beginn an in der Vertrautheit von ‚Mutter und Tochter’ wahrgenommen und so als zusammengehörend gesehen wurde. Ja, mich würde es sehr freuen, euch im Sommer auf meiner Alp Collo im Tessin wieder anzutreffen. Dort bin ich dann sozusagen die Gastgeberin von Marko’s Taiji-Seminar.“

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„Ich war dieses Wochenende zum ersten Mal hier im Jurtendorf, habe zum ersten Mal an einem Taiji-Seminar bei dir teilgenommen, und dabei auch erstmals unsere Seminargruppe kennengelernt … und alles zusammen hat mir sehr gut gefallen! Du bist sehr auf uns eingegangen. Du hast unsere Fragen nicht nur beantwortet sondern deine Antworten im Verlauf des Seminars an verschiedenen Stellen immer wieder stimmig hervorgeholt, indem du verschiedene Anknüpfungspunkte geschickt genutzt und den Sinngehalt deiner Antworten anhand von verschiedenen Beispielen erläutert hast. Auf diese Weise konnte jede und jeder von uns etwas für sich mitnehmen. Tolle Qualität. Auf der technischen Ebene nehme ich für mich mit, dass von einem stabilen Einbeinstand aus das Shiften und Drehen mit einer grösseren Bewegungsfreiheit möglich ist, als wenn das Körpergewicht auf beide Beine gleichmässig verteilt ist. Dann hat man zwar mehr Stabilität aber weniger Freiheit bei den Drehungen. Das war für mich ein sehr guter, neuer Erfahrungspunkt, den ich sicher mitnehmen werde. Auch das Gefühl für die Übergänge im Tuishou – ich kenne diese Taiji-Partnerübungen ja noch nicht so lange und habe damit bisher noch keine grossen Erfahrungen gemacht – da konnte ich so einiges an Feinheiten und Nuancen mitnehmen, welche du sehr schön und sorgfältig erklärt und eben auch spürbar gemacht hast. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen und ich freue mich jetzt schon auf dein nächstes Seminar. Das Essen hier im Jurtendorf hat mir auch sehr gut geschmeckt. Alles vegetarisch, aus der Region und immer in grosszügigen Mengen aufgetischt. Nur vielleicht ab und zu mal etwas zu wenig Tee. Aber alles in allem finde ich es einfach genial und total stimmig, Taiji, Qigong und Tuishou hier draussen in der Natur zu erleben anstatt in der Stadt – Natur und Taiji passen einfach viel besser zusammen. Danke!“

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